www.fotohaiku.com
Das Copyright für die Texte und Fotos
liegt bei Martina Sylvia Khamphasith
LAOS
Anekdoten
Die Rache der Götter

Schon seit Tagen hatten wir nichts Vernünftiges mehr gegessen. Algen mit Klebreis – Klebreis mit Algen, dreimal täglich. Heute wollten wir uns etwas leisten. Wir hatten Appetit auf etwas Heimatliches, etwas, was weder nach Fluss roch noch schmeckte. Im Stahlschrank befand sich noch eine Tüte Mehl, sicher geschützt vor Mäusen und Kakerlaken. Aus der sieben Autostunden entfernten Stadt hatte jemand chinesische Eier herangeschafft. Die rochen nicht mehr ganz so frisch, aber was machte das schon aus. Etwas Milchpulver war auch noch da. Nichts lag näher, als daraus Eierkuchen zu backen. Eierkuchen – Pfannkuchen – Pancakes – Crepes – Palatschinken – das kannte ein jeder von uns in seiner Sprache.

Ulrike hatte schon einschlägige Erfahrungen beim Kochen unter erschwerten Bedingungen. Sie verstand es, in einer schrottreifen Pfanne ohne Fett zu braten, ohne dass dabei etwas anbrannte.
Am Abend saßen wir dann zusammen auf unserer Terrasse, vor uns ein bescheidener Berg  köstlichen Gebäcks. Es schmeckte irgendwie nicht ganz so, wie wir es in Erinnerung hatten, aber wir spülten kräftig mit laotischem Bier nach. Dieses Gebräu schaffte es trotz größter Transportschwierigkeiten bis ins entlegenste Nest.

Schon in der Nacht trafen wir uns vor dem „stillen Örtchen“, das ging noch drei Tage lang so.

Die Götter gönnten uns keine auswärtigen Speisen.
 
 

Martina Sylvia Khamphasith
08.11.2005